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Verrat der Intellektuellen

Stationen in der Geschichte des europäischen Geistes im 20. Jahrhundert

3/6/9 ECTS
Vorlesung: MA KUWI: Kulturgeschichte // MEK: Zentralmodul // KGMOE: Zentralmodul
Montag, 11:15-12:45 Uhr, Veranstaltungsbeginn: 20.04.2009

Fast alle großen Ereignisse und Umbrüche in der Geschichte des 20. Jahrhunderts gingen einher mit reflexiven Schüben, die in der Regel von Intellektuellen, Angehörigen der Intelligenzia, den „geistigen Arbeitern“, der „Reflexionselite“ artikuliert worden sind. Wie nicht anders möglich, schlug diese Reflexion um in Selbstreflexion der Wortführer selbst. Darin ging es um solche Themen wie die Macht des Wortes und der Ideen, die Moral und die Verantwortung der Intellektuellen, die Privilegien und die deformation professionelle der Intelligenzia, um deren Verhältnis zur Macht und zu den Ohnmächtigen. Das Seminar möchte nach einer knappen  Einführung in die Thematik wichtige Stationen intellektueller Selbstreflexion im 20. Jahrhundert passieren und bearbeiten. Ich denke etwa an folgende Stationen: Dreyfus-Affaire und Emile Zola; das Scheitern der russischen Revolution und die „Vechi“; der Kommunismus und Georg Lukacs; Julien Benda und der Verrat der Intellektuellen; Heideggers Rektoratsrede 1933; Satre und die europäische Linke; Schelskys und Sontheimers Kritik; Solschenizyns Abrechnung mit der Intelligenzia; die Intelligenz auf dem Weg zur Klassenmacht (Konrad, Szeleny).

Literatur: Wegzeichen. Zur Krise der russischen Intelligenz. Essays von Nikolaj Berdjaev, Sergej Bulgakov, Michail Gersenzon, Aleksandr Izgoev, Bogdan Kistjakovskij, Petr Struve und Semen Frank. Eingeleitet und aus dem Russischen übersetzt von Karl Schlögel, Frankfurt am Main 1990.
György Konrád, Iván Szelényi, Die Intelligenz auf dem Weg zur Klassenmacht, Frankfurt am Main1978.

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme, Referat und Hausarbeit