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Totenlandschaften - Geschichtslandschaften

Friedhöfe im östlichen Europa als kulturelle Texte

3/6/9 ECTS

Seminar: KGMOE: Kernmodul Menschen – Artefakte – Visionen //
MICS: Culture, History and Societies in Central and Eastern Europe //
MEK: Wahlmodul Mittel- und Osteuropa als kultureller Raum
Mittwoch, 11:15-12:45 Uhr, Veranstaltungsbeginn: 22.04.2009

Nekropolen sind nicht weniger interessant als Metropolen, und die Analyse von Totenäckern, Friedhöfen, „letzten Ruhestätten“ ist nicht weniger aufschlussreich als die Analyse von Städten der Lebenden. Jede Gesellschaft, jede Epoche, jede Religion, jedes Individuum hat ein je spezifisches Verhältnis zum Sterben, zum Tod, zum Jenseits oder Leben danach. Friedhöfe sind Materialisierungen dieses Verhältnisses, und sie lassen sich lesen als kulturgeschichtlich aufschlussreiche Texte. In ihnen zeigt sich nicht nur das Verhältnis der Lebenden zum Tod, sondern auch der Umgang der Lebenden mit den geschichtlichen Zeugnissen der Sepulchralkultur. Man könnte sagen: am Umgang von Gesellschaften mit ihren Friedhöfen lässt sich ablesen, wie ernst sie die Toten, aber auch die Lebenden nimmt. Achtung, Pflege, Gleichgültigkeit, Vernachlässigung, Verwahrlosung – all das sind aussagekräftige Indikatoren für diesen Umgang mit der Vergangenheit. Das Seminar möchte ausgehend von grundsätzlichen Überlegungen zur Sepulchralkultur das Augenmerk auf die Friedhofslandschaft des mittleren und östlichen Europa lenken. An ihnen lassen sich die Vielvölkerlandschaft, die Vielfalt der religiösen Bekenntnisse, die Vielsprachigkeit, die Gemengelagen städtischer Gesellschaften zeigen, ebenso die dramatischen Zäsuren  wie Verwüstungen durch Krieg, Revolutionen, Völkermord, Vergessen und Gleichgültigkeit.

Literatur: Vergessener Völker Müdigkeiten. Friedhöfe in den Kronländern der ehemaligen k.uk. Monarchie. Fotos Christoph Lingg, Text Susanne Schaber, Wien 2000.

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme, Referat und Hausarbeit