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Dr. Beata Halicka

Doppelte Stadtgeschichte oder gemeinsames Kulturerbe?
Deutsche und polnische Geschichtsschreibung in Schlesien

8 ECTS
Seminar: BA, Kulturgeschichte-Vertiefung // GS, Typ B / HS, Stadt-Region-Kultur
Donnerstag, 11:15 - 12:45 Uhr
Veranstaltungsbeginn: 18.10.07

Eine der Folgen der Westverschiebung Polens 1945 war die Diskontinuität der regionalen Geschichtsschreibung. Dies betrifft insbesondere die Städte in Nord- und Westpolen. Ähnlich wie die Bebauung der Städte mit ihren zahlreichen Baulücken, die der Krieg gerissen hat, bildeten die Publikationen zur Stadtgeschichte kein einheitliches Bild. Da die deutschsprachigen Texte sich von den polnischsprachigen wesentlich unterschieden, konnte man eher von einer „doppelten Stadtgeschichte“ sprechen. Erst in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts setzte eine langsame Loslösung von engen nationalen Perspektiven ein und es wurden erste Versuche unternommen, die unterschiedlichen, oft gegensätzlichen Interpretationen von Geschichtsabläufen zusammenzusetzen. Ein angemessenes Bild ergibt sich jedoch erst, wenn alle am Prozess beteiligten Perspektiven zur Kenntnis genommen werden. Der Prozess der Auseinandersetzung, sogar der Wiederentdeckung der Geschichte und Kultur der eigenen Region, ist im gesamten ostmitteleuropäischen Raum zu beobachten. Er verläuft in einzelnen Gebieten mit unterschiedlicher Intensität, wobei diese Unterschiede oft lokal, nicht national bedingt sind.
Im Rahmen des Seminars soll am Beispiel einiger schlesischen Städte untersucht werden, was in den letzten Jahren zur Geschichte dieser Städte veröffentlicht worden ist, inwiefern sich diese Publikationen von den älteren unterscheiden, welche Initiativen es zur Aneignung der Vergangenheit bereits gibt und wie diese von den Stadtbewohnern wahrgenommen werden.
Literatur: Literatur wird am Anfang des Semesters bekannt gegeben.
Hinweise zur Veranstaltung: Dieses Seminar ist als inhaltliche Vorbereitung für die Sommerakademie auf der Oder 2008 gedacht. Der Besuch des Seminars "Tourismusmanagement und Marketing. Die Entwicklung von Reiserouten am Beispiel Niederschlesiens" von Jana Körner, Dr. Michael Parak und Juliane Tomann wird als praxisrelevante Ergänzung zu dem in dieser Veranstaltung erlangten Wissen empfohlen.
Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme am Seminar, Referat und Hausarbeit