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Lodz: „Das gelobte Land“?

Geschichte und Gegenwart einer multikulturellen Metropole

3/6/9 ECTS
Seminar: MA, MASS Wahlmodul– Migration, Ethnizität, Ethnozentrismus // KGMOE Kernmodul Räume – Grenzen – Metropolen // MES // MEK, Zentralmodul 1: Mittel- und Osteuropa als kultureller Raum
Dienstag, 9:15 - 10:45 Uhr, Ort: GD 312, Veranstaltungsbeginn: 13.10.2009

Lodz strebt für das Jahr 2016 den Titel der Kulturhauptstadt Europas an und bewirbt insbesondere die eigene Multikulturalität. Tatsächlich entwickelte sich diese Stadt mit dem rasanten Aufschwung der Textilindustrie im 19. Jahrhundert zu einem Schmelztiegel deutscher, jüdischer, polnischer und anderer Zuwanderer – und dies vor dem Hintergrund der Zugehörigkeit zu Russland und den nach Lodz abgeordneten russischen Beamten und Militärs. Władysław Reymont hat dieser Zeit mit seinem Klassiker „Das gelobte Land“ ein Denkmal gesetzt.

Auch in Lodz setzte der Zweite Weltkrieg dem Zusammenleben von Bevölkerungsgruppen unterschiedlichster Zunge ein Ende: Nach dem Abzug der russischen Verwaltung während des Ersten Weltkriegs und der Neuentstehung des Polnischen Staates gewann der polnische Charakter der Stadt an Bedeutung, die Ermordung der jüdischen Bevölkerung ab 1939 und die Flucht und Vertreibung der Deutschen nach 1945 sorgten für die Entstehung einer auf den ersten Blick weitgehend homogenen Stadt. Wie die Werbung für die Multikulturalität jedoch zeigt,

gewinnt die Vergangenheit gerade heute wieder an Bedeutung: Man ist stolz auf die Stadt, die den Übersetzer polnischer Literatur Karl Dedecius, den Architekten Daniel Libeskind und den Schauspieler Jan Machulski hervorgebracht hat.

Ziel des Seminars ist eine Offenlegung der verschiedenen kulturellen Schichten der Stadt, die insbesondere in der Architektur und der Literatur deutlich werden. Dabei soll auch die jüngere Zeit untersucht werden, in der sich Lodz als Film- und Jazzmetropole profilieren und auch international einen Namen machen konnte.

Literatur: Władysław Reymont: Das gelobte Land, 2 Bde., Leipzig 1984.
Jürgen Hensel: Polen, Deutsche und Juden in Lodz 1820 – 1939, Osnabrück 1999.
Pod jednym dachem/Unter einem Dach. Niemcy oraz ich polscy i żydowscy sąsiedzi w Łodzi w XIX i XX wieku/Die Deutschen und ihre polnischen und jüdischen Nachbarn in Lodz im 19. und 20. Jahrhundert. http://www.lodz2016.com/

Hinweise zur Veranstaltung: Es wird eine Exkursion durch die Studierenden organisiert. Ziel der Veranstaltung ist unter anderem die Konzeption der Weißen Nächte an der Oder im Juni 2010 in Frankfurt.

Leistungsnachweis: Referat, Essays, Hausarbeit