Forschung

Profil und Projekte

Unsere Professur widmet sich in Lehre und Forschung vor allem solchen Fragen, die sich auf die Funktionsweise von Demokratien und anderen Herrschaftsformen richten, den kulturellen Grundlagen von Politik nachspüren und das strategische Verhalten politischer wie zivilgesellschaftlicher Akteure und dessen Wirkung auf die Gesellschaft in den Blick nehmen. Konkrete Schwerpunkte und Expertise liegen u. a. in folgenden Bereichen:

  • Rechtsradikalismus in West und Ost
  • Nationalismus und Populismus
  • Religion und Politik in der liberalen Demokratie
  • Hauptstädte und Staatsarchitektur: ihre Funktionen im politischen System
  • Politikberatung

Unser vergleichender Blick richtet sich v.a. auf die Demokratien in Westeuropa und Übersee sowie auf die jungen Demokratien in Mittel- und Osteuropa.

Projekt

Populismus und Religion im transatlantischen Vergleich

Leitung

Prof. Dr. Michael Minkenberg

Förderung

Eigenmittel

Laufzeit

04/2024 - 09/2025

Kooperationen

C-Rex der Universität Oslo, George-Washington University in Washington, D.C., und Universidad Católica in Santiago de Chile

Beschreibung

In diesem Projekt wird das Wechselverhältnis von Religion und Populismus in europäischen und nord- sowie lateinamerikanischen Ländern in den Blick genommen und insbesondere untersucht, inwieweit Religion eine Ressource für Populismus und insbesondere die radikale Rechte darstellt sowie selbst populistische Züge annehmen kann. Mit diesem Projekt sollen zwei Lücken in der vergleichenden Forschung geschlossen werden: zum einen die Lücke zwischen der Populismus- und der politikwissenschaftlichen Religionsforschung, und zum anderen die Lücke zwischen der auf die Amerikas und der auf Europa fokussierten Forschung.

Die Arbeitshypothese lautet: Das (inzwischen immer mehr erforschte) Aufgreifen religiöser, insbesondere christlicher und anti-muslimischer Motive durch rechtradikale und populistische Akteure trifft auf eine (noch kaum erforschte) Nachfrage, bei der sich christliche Identitätsnarrative mit nativistischer Ideologie vermischen. Dies ist klar zu unterscheiden von der vielbeschworenen „Rückkehr der Religion“ (Riesebrodt, Graf u.a.) im Sinne einer Gegenbewegung zu Säkularisierungsprozessen. Aus diesem Grunde soll hier mit dem Arbeitsbegriff der „para-christlichen Identitäten“ gearbeitet werden, der an das historische Phänomen einer Vermengung christlicher und völkischer Narrative z.B. am Ende der Weimarer Republik anknüpft. Der transatlantische Vergleich kann helfen, die Bedeutung anti-muslimischer Motive in Relation zur Geschichte des Islam als Feindbild bzw. seinem Bedrohungspotenzial infolge von Einwanderung zu setzen (vgl. den aktuellen White Nationalism und die Trump-Bewegung in den USA).

Hinzu tritt ein Formwandel christlicher Gruppierungen mit eher fundamentalistischer Ausrichtung, die sich politisieren und in antiliberaler Weise radikalisieren und in den populistischen und rechtsradikalen Akteuren ihrer Länder ihre „natürlichen Verbündeten“ finden, und zwar auf beiden Seiten des Atlantiks (Evangelikale in den USA und Brasilien, Ultrakatholiken in Chile und in mehreren westeuropäischen Ländern). Religiöse Gruppierungen werden dadurch selbst populistische Akteure, die sich nicht nur gegen die säkularen Eliten und Ordnungen wenden, sondern auch gegen die jeweiligen Großkirchen und deren Leitungen (ein weiterer Aspekt des „Para-Christentums“). Die breite komparative Analyse der Demokratien Westeuropas sowie Nord- und Südamerikas soll durch Fallanalysen ausgewählter Länder, was das Zusammenspiel von religiösen und politischen Akteuren und die Überlappungen der religiösen und politischen Felder betrifft, ergänzt werden. Als Ergebnis dieser Prozesse wird eine Konvergenz religiöser und politischer Strömungen nicht nur im Sinne einer weiteren Politisierung von Religion, sondern auch in demjenigen der Entstehungen neuer Formen von Religion prognostiziert: eine populistische Religion.

Camilla Klich

Assistenz

Sprechzeiten

Dienstag, 11 - 12 Uhr