Wintersemester 2015 16
Prof. Dr. Asendorf/Prof. Dr. Allerkamp
Orientalismus
Masterseminar
Do 11-13 Uhr, GD 05
Beginn: 22.10.15
„Wollen wir an diesen Produktionen der herrlichsten Geister teilnehmen, so müssen wir uns orientalisieren“, so Goethe im West-Östlichen Divan über das sinnliche Eintauchen in die orientalische Welt.
Der Begriff des Orientalismus ist doppelt kodiert, bezeichnet einerseits orientalische Motive in der europäischen Kunst, die insbesondere seit der sogenannten ägyptischen Expedition Napoleons zu beobachten sind; zu orientalisieren heißt, etwas Orientalisches in westliche Literatur (Reiseberichte, Lyrik, Romane …), Architektur (Obelisk, Sphinx, Pyramide …) oder Kunst (von der Genre- und Historienmalerei bis zu Klee und Matisse) zu bringen. Andererseits bezeichnet Orientalismus eine ‚westliche’ Einstellung dem orientalischen ‚Osten’ gegenüber, die seit dem Zeitalter des Kolonialismus oft, trotz aller Faszination, mit der Anmaßung von Superiorität verbunden ist. Das Mittelmeer ist der große Kontaktraum; was früher Venedig als Ort des Austausches war, ist später Marseille. Im Seminar soll es um Spielarten und Phasen des europäischen Orientalismus gehen. Dabei untersuchen wir auch intermediale Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen künstlerischen Darstellungsformen. Ziel ist es, den Orientalismus als Formation zu erfassen, die durch bestimmte Figuren, Motive und Topoi charakterisiert ist und dabei immer wieder unter den Verdacht eines westlich gesteuerten Herrschaftswissens geraten ist.
Literatur:
Katalog Europa und der Orient 800-1900, Hg. v. G. Sievernich; H. Bude, 1989.
Andrea Polaschegg: Der andere Orientalismus. Regeln deutsch-morgenländischer Imagination im 19.Jahrhundert, 2011.
Pankaj Mishra, Aus den Ruinen des Empires, 2013.
Jürgen Osterhammel, Die Entzauberung Asiens, 2010.
Edward W. Said: Orientalismus, 1981.
Leistungsnachweis: Referat/Essay/Hausarbeit
Prof. Dr. Asendorf
"Vieldeutige Natur" - Landschaft und Landschaftswahrnehmung (1750-2000)
BA Kuwi Vertiefung
MEK WM Wissenskulturen und Künste
Do 14-16, GD 05
Voraussetzung des neuzeitlichen Begriffes von Landschaft ist ein gewandeltes Verhältnis zur Natur. Erst aus der Distanz, wie sie insbesondere die fortschreitende Urbanisierung mit sich brachte, als Gegenüber also, entsteht Landschaft in unserem Sinn. Vor allem aber bringt seit der Mitte des 18. Jahrhunderts die Industrialisierung eine massive Landschaftsumwandlung mit sich. Technokratische Verfügungsmacht bedingt neue Sichten. Während in der Mitte des 19. Jahrhunderts von der Technik noch unberührte Landschaften gemalt werden, präsentiert sich das „Black Country“ in der Nähe von Birmingham beinahe schon so, wie wir uns eine postapokalyptische Landschaft vorstellen. Im Seminar sollen von verschiedenen disziplinären Perspektiven aus die Veränderungen der Landschaft in der Moderne behandelt werden. Unter anderem um folgende Themenbereiche wird es gehen: um Landschaftsideen der Aufklärung (mit dem prominenten Beispiel des Landschaftsgartens) und der Romantik (C. D. Friedrich und W. Turner); dann um Industrielandschaften, Verkehrslandschaften, Kriegslandschaften; und weiter u.a. um inszenierte touristische Landschaften und die heutige Vorstellung von Landschaftsökologie. Der Begriff der Landschaft verändert sich permanent, und womöglich gibt das neue Konzept einer transdisziplinären Landschaftswissenschaft die Möglichkeit einer die verschiedenen Ansätze integrierenden Sicht.
Literatur:
Ludwig Trepl, Die Idee der Landschaft, Bielefeld 2012
Hansjörg Küster, Die Entdeckung der Landschaft, München 2012
Horst Johannes Tümmers, Der Rhein, München 1994
Leistungsnachweis: Referat und Hausarbeit
Prof. Dr. Asendorf
Zur Kulturgeschichte der Straße - Promenaden, Boulevards und Highways
BA Kuwi-Vertiefung
MEK WM Wissenskulturen und Künste
MA Lit, WM Wissenskulturen und Künste
Di 14-16, GD 05
Bernard Rudofsky teilt in seinem 1969 erstmals erschienenen Buch "Straßen für Menschen" die erstaunliche Rechercheerfahrung mit, dass unter den Millionen Bänden der Library of Congress sich keines über Straßen oder Fußgänger oder ein verwandtes Thema gefunden habe. Doch hat sich seitdem die Lage geändert: Straßenleben ist verstärkt zum Thema für Schriftsteller oder Soziologen wie auch der Kunst- und Kulturgeschichte geworden. Im Seminar wird es um die Straße in der Epoche der Industrialisierung gehen. Die moderne Großstadt bildet spezifische Formen des Straßenlebens aus, wie zunächst London und Paris und da besonders die Malerei des Impressionismus zeigen. Mit der Flanerie bildet sich auch eine den Straßen der Stadt angemessene literarische Wahrnehmungsform heraus. Künstlergruppen, denen die Straße besonders wichtig war, wie etwa die Surrealisten und die Situationisten der 1960er Jahre, werden ebenso behandelt wie das Genre der Street Photography. Weiter soll es um aktuelle Formen architektonischer Straßeninszenierung gehen. – Parallel entwickelt sich die Geschichte eines anderen Akteurs: Mit dem Auto bekommen die Straßen eine neue Qualität; die Städte verändern sich (Stichwort „autogerechte Stadt“), und an die Seite der alten Überlandstraßen tritt der neuartige Bewegungsraum Autobahn. Nicht zuletzt Romane wie Kerouacs „On the Road“ und wenig später die Roadmovies reagieren darauf.
Literatur:
Bernard Rudofsky, Straßen für Menschen, Salzburg/Wien 1995
Boulevards – Die Bühnen der Welt, Einl. K. Hartung, Berlin 1997
Wege und Kanäle, in: Hauser/Kamleithner/Meyer (Hg.), Architekturwissen, Bd. 2: Zur Logistik des sozialen Raumes, Bielefeld 2013, S. 241-296
Leistungsnachweis: Referat und Hausarbeit
Prof. Dr. Asendorf
Die Kunst der Renaissance
BA Kuwi Einführung
Di 16-18, GD 05
In dieser Überblicksveranstaltung soll die Kunst der Renaissance vor dem Hintergrund der Kultur der Renaissance behandelt werden; Jacob Burckhardts Formel von der „Entdeckung der Welt und des Menschen“ macht deutlich, dass die künstlerischen nicht ohne zivilisatorische Veränderungen gedacht werden können. Die einzelnen Künste setzen zwischen 1420 und 1530 bei gänzlich verschiedenen Fragestellungen an: Die Architekten rezipieren insbesondere die römische Antike und gelangen, ohne direkte Übernahmen, zu einem neuen Vokabular. In der Malerei wird mit der Zentralperspektive der Übergang vom „Aggregatraum“ zum „Systemraum“ vollzogen. Für die Skulptur resultierte aus der Lösung von der Architektur, in deren Zusammenhang sie bisher ganz überwiegend in Erscheinung getreten war, ein Zugewinn an Selbständigkeit; man knüpfte, über das Mittelalter hinweg, an antike Entwicklungen an. - Was die Kunst- und Kulturgeschichtsschreibung der Renaissance angeht, so ist ihre Entwicklung von Burckhardts Arbeiten bis in die aktuelle Forschung nachzuzeichnen.
Literatur:
Peter Burke, Die Renaissance, Frankfurt 1996
Michael Baxandall, Die Wirklichkeit der Bilder, Frankfurt 1984
Anthony Grafton, Leon Battista Alberti, Belin 2002
Leistungsnachweis: Referat und Hausarbeit
Dipl.-Kulturwiss. Gregor H. Lersch
Global Art - Die Globalisierung und die Künste
BA Kulturwissenschaften, Kulturgeschichte
Mi 14-16 Uhr