Banner Viadrina

Profil

Das Profil der Professur umfasst:

  • Französische Philosophie und Epistemologie der Gegenwart, v.a. Poststrukturalismus, Dekonstruktion und Postmarxismus
  • Rezeption französischer Philosophie in Cultural, Postcolonial und Gender Studies
  • Kulturen-, Zeit- und Praxisbegriffe in ästhetischer und politischer Philosophie
  • Theorien der Transmodernität und Transkulturalität unter bes. Berücksichtigung gewaltgeschichtlicher, (post)kolonialer und kapitalistischer Vergesellschaftungsweisen
  • Wechselverhältnisse zwischen europäischer Philosophie- und Kolonialgeschichte
  • Theorien des Ereignisses und des Aufstands
  • Spinozaforschung

In modernen Ordnungen insistiert etwas, das sich der reflexiven Organisation dieser Ordnungen entzieht und ihren anökonomischen Rest oder uneinholbaren Überschuss bildet. Kaum etwas wird in Kontinentalphilosophie und Kulturwissenschaften kontroverser diskutiert als die Frage, wie diese Überschüssigkeit begriffen werden kann und inwiefern sie sozio-kulturelle Ordnungssysteme stabilisiert oder destabilisiert, kybernetische oder emanzipatorische Umwälzungen in Gang setzt. In dieser ambivalenzbewussten Perspektive widmet sich das Professurteam der kultur- und kontinentalphilosophischen Erörterung transformativer und transversaler gesellschaftlicher Praktiken. Dass der Begriff der Kultur dabei im Plural steht, impliziert ein doppeltes Programm: Zum einen geht es um die Kritik jener europäischen Kulturkonzepte, die seit der Neuzeit die Gesamtheit der Leistungen einer Epoche oder eines sog. Volks im Kollektivsingular zusammenzufassen beanspruchten, um aufsteigende Zivilisationsstufen, fiktive Gemeinschaften und hierarchische Grenzziehungen zwischen Natur und Kultur, Anderem und Eigenem, Mythos und Logos zu begründen und in kolonial-kapitalistische Legitimationsnarrative einzuschreiben. Zum anderen affirmiert der Plural der Kulturen den Tatbestand, dass Kulturphilosophien bisher erfolgreich darauf verzichtet haben, sich einen festen Gegenstandsbereich vorzuschreiben, um stattdessen Transformationen des Sozialen, Kulturellen und Ökonomischen in einem ansatz- und methodenpluralistischen Setting zu analysieren und immer wieder anders zu fragen, durch welche Tausch- und Wertformen, Eigentums- und Aneignungsweisen, Wissensdispositive und Sprechakte, Riten und Spiele gesellschaftliche Spaltungen re-instituiert oder aber umgewälzt werden. Das Professurteam verfolgt einen transkulturellen und verflechtungslogischen Ansatz, der im Kontext (post-)strukturalistischer, dekolonialer sowie (post-)marxistischer Theorien arbeitet. Umbrüche werden dabei ausgehend von differentiellen, oftmals transkontinentalen Kontaktzonen in mikro- und makrologischen Dimensionen und unter besonderer Berücksichtigung gewaltgeschichtlicher, (post)kolonialer und kapitalistischer Vergesellschaftungsweisen philosophisch reflektiert.