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Begriffsindex

Analoger Kode: Ein Code, der Zeichen bzw. Symbole miteinander verknüpft, die mit den Sachverhalten, auf die sich beziehen Ähnlichkeit haben. Dies trifft im Falle der zwischenmenschlichen Kommunikation für die nonverbale Körper- und Zeichensprache zu. Die Zeichen der nonverbalen Kommunikation sind räumlich und/oder zeitlich kontinuierliche Signale, d.h. sie erzeugen Bedeutung ohne daß sie einer internen Differenzierung bedürfen.

Digitaler Kode: Ein Kode, der im Gegensatz zum analogen Kode, Zeichen bzw. Symbole miteinander verknüpft, die den Sachverhalten, auf die sie sich beziehen, willkürlich zugeordnet sind. Dies trifft für die verbale Kommunikation zu, die auf einer konventionalisierten Zeichensprache beruht. Die Zeichen des digitalen Kodes werden als diskontinuierliche Signale begriffen, sie erzeugen Bedeutung stufenweise über Buchstaben und/oder Laute.

Direktheitsgrad: Der Direktheitsgrad bezeichnet die Positionierung des Sprechers zu seiner Äußerung, d.h. er umfaßt das Verhältnis des Sprechenden zur Sprachhandlung selbst. Niedriger Direktheitsgrad bedeutet eine Distanzierung des Sprechers vom Gesagten. Hoher Direktheitsgrad kann die Identifizierung mit dem Sachgehalt der Äußerung bedeuten.

Ethnozentrismus: Der Ethnozentrismus bezeichnet ein Denken und Verhalten, das die Werte und Normen der eigenen Sozialisation bzw. Kultur als natürlich, selbstverständlich und allgemeingültig voraussetzt. Damit werden notwendig die Norm- und Wertorientierungen anderer Kulturen und Sozialzusammenhänge als Abweichung, d.h. als negativ markiert.

Euphemismus: Der Euphemismus bezeichnet den beschönigenden Ersatz für ein Wort, das ein tabuisiertes Thema bzw. einen tabuisierten Sachverhalt bezeichnet und damit selbst tabuisiert ist, z.B. einschlafen, heimgehen für sterben.

Explizitheitsgrad: Der Explizitheitsgrad bezeichnet das Verhältnis zwischen dem, was gesagt wird (propositionaler Gehalt einer Äußerung) und dem Sachverhalt bzw. Thema auf den bzw. das sich das Gesagte bezieht . Der Explizitheitsgrad ist niedrig, wenn wenig gesagt oder nur angedeutet wird. Der Explizitheitsgrad ist hoch wenn in aller Ausführlichkeit über einen Sachverhalt bzw. ein Thema gesprochen wird.

Interlinguale Tabuwörter: Interlinguale Tabuwörter sind sprachliche Ausdrücke verschiedener Sprachen, die sich in Schrift und/oder Aussprache gleichen. Einer der Ausdrücke bezeichnet einen tabuisierten Sachverhalt bzw. ein tabuisiertes Thema, der andere hingegen nicht, z.B. ist das deutsche Wort `Kur´ (wie in Kurort) dem bulgarischen Wort `kurr´ für das männliche Geschlechtsteil ähnlich.

Interkulturelle Kommunikation: Interkulturelle Kommunikation bezeichnet Kontaktsituationen, in denen die Kommunizierenden aus unterschiedlichen Nationalkulturen kommen, verschiedene Einzelsprachen sprechen und von verschiedenen Werten, Normen und Konventionen ausgehen. Damit einhergehend differieren ihre Erwartungen in Bezug auf das sprachliche und nonverbale Verhalten des jeweils anderen.

Interkulturelle Kompetenz: Interkulturelle Kompetenz bezeichnet die Fähigkeit von Kommunizierenden, die kulturelle Differenz der Normen, Werte und Konventionen, d.h. auch der Erwartungen vorauszusetzen und dieser Differenz entsprechend sprachlich und nonverbal angemessen zu agieren. Letzteres erfordert die Kenntnis der jeweils anderen Sprache, die Kenntnis der jeweils anderen Normen, Werte und Konventionen sowie die Beherrschung metakommunikativer sprachlicher Mittel.

Interkulturelle Tabuwörter: Interkulturelle Tabuwörter sind sprachliche Ausdrücke, die sich zwar in Lautung und Schrift unterscheiden, aber eine ähnliche oder gleiche primäre Bedeutung haben. Sie differieren in ihren assoziativen Bedeutungen. Diese bezeichnen in der einen Sprache ein tabuisiertes Thema bzw. einen tabuisierten Sachverhalt, in der anderen hingegen nicht, z.B. entspricht dem deutschen Wort `Hahn´ das englische Wort `Cock´ , im Englischen bezeichnet es jedoch zusätzlich das männliche Genital.

Kommunikation: Kommunikation bedeutet den zwischenmenschlichen Austausch von Informationen mit Hilfe von Symbolen, d.h. mit Hilfe von sprachlichen und/oder nicht-sprachlichen Mitteln. Dieser Austausch ist absichtsgelenkt und zielgerichtet und wirkt verändernd auf das Bewußtsein der Kommunizierenden.

Kommunikative Kompetenz: Kommunikative Kompetenz bezeichnet die Fähigkeit zur angemessenen Sprachverwendung. Dies setzt nicht nur die Kenntnis von Grammatik, Wortschatz und Aussprache voraus, sondern zudem das Wissen um eine der jeweiligen Situation angemessene Verwendung der Sprache.

Kultur: Kultur bezeichnet ein zumeist nicht bewußtes und nicht kodifiziertes System von Werten, Normen und Vorstellungen, das den Erwartungshorizont, innerhalb dessen Menschen interagieren, bildet und so im Fühlen, Denken, Handeln und Sprechen der Menschen sichtbar wird.

Kulturstandard: Kulturstandard beze,chnet gruppen- bzw- kulturspezifische Orientierungsmaßstäbe des Wahrnehmens, Denkens, Handelns und Wertens, die vorgeben was als normal angesehen und damit auch erwartet wird, z. B bei der Themenwahl, in den Bereichen Pünktlichkeit, Höflichkeit, Sauberkeit etc. Sie bilden die in Kontaktsituationen zumeist unhinterfragte Voraussetzung der Kommunikation.

Kultur- vs. Naturvölker: Diese mittlerweile in die Kritik geratene Opposition bezeichnet Völker auf hoher Kulturstufe (vor allem westlich zivilisierte Völker) vs. naturnah und auf niedriger Naturstufe lebende Völker (auch "primitive Völker" genannt). Anführungszeichen sind angebracht.

Mana: Mana bezeichnet, vor allem bei den polynesischen Völkern, die Beseeltheit der Umwelt, d. h. die Manifestation göttlicher Kraft in der menschlichen Welt.

Metakommunikation: Metakommunikation bezeichnet die Kommunikation über Kommunikation. Dies geschieht im Sinne einer Verständigung über Inhalt, Form und Funktion sprachlicher Äußerungen sowie über die Sprechabsicht selbst. Die Fähigkeit zur Metakommunikation ist wichtiger Bestandteil der interkulturellen und kommunikativen Kompetenz. Sie eröffnet die Möglichkeit, konfliktreiche Situationen und Interpretationsprobleme zu klären. Metakommunikative Wendungen sind z.B. Wenn ich Sie hiermit verletzt habe, tut es mir leid. Es geschah aus Unkenntnis…, Ich meine mit diesem Ausdruck….. etc.

Noa: Noa ist, vor allem bei den polynesischen Völkern, ein Gegenbegriff zum Tabu (ta pu). Es bezeichnet das Gewöhnliche, das vom Mana Unabhängige.

Nonverbale Kommunikation: Nonverbale Kommunikation bezeichnet den Austausch von Informationen mit Hilfe von Blicken, Gesten, Gebärden etc. Die Signale der nonverbalen Kommunikation begleiten das Sprechen bewußt oder unbewußt, können aber auch ohne Sprache Informationen übertragen.

Primäre Sozialisation: Primäre Sozialisation bezeichnet affektive Aneignung von kulturellen Normen und Werten im Kindesalter.

Proform: Proformen sind sprachliche Ausdrücke, die andere ersetzen. Im Falle tabuisierter Themen bzw. Sachverhalte ersetzen sie zumeist sprachliche Ausdrücke, die die verbindliche Etikette für das Bezeichnen der tabuisierten Themen bzw. Sachverhalte verletzen würden. Proformen sind Ausdrücke wie `solche Sachen´ z.B. für Sex oder `dorthin gehe ich montags` z.B. für den Gang zum Sozialamt etc.

Sprache: Die Sprache ist ein Mittel zum Informationsaustausch zwischen Menschen. Sie ist ein System von Symbolen in Form von Buchstaben und Lauten mit deren Hilfe Bedeutungen erzeugt werden.

Symbol: Symbole werden hier verstanden als sprachliche Zeichen: Laute, Buchstaben, Wörter etc. Sie sind in einem Kode organisiert, d.h. sie werden miteinander verknüpft und können dadurch auf Sachverhalte Bezug nehmen und Bedeutung produzieren. Die primäre Bedeutung eines Symbols ist seine situationsunabhängige, relative konstante Grundbedeutung. Darüber hinaus haben Symbole assoziative Bedeutungen. Die assoziative Bedeutung ist alles, was den Kommunizierenden zusätzlich ins Gedächtnis gebracht wird, z.B. bedeutet das Wort `Reform´ primär Umgestaltung, wird aber heutzutage häufig zusätzlich mit Sozialabbau in Verbindung gebracht.

Tabu: Tabu bezeichnet zum einen Gegenstände, Taten, Gedanken und Gefühle, die man meiden soll, zum anderen Themen, über die man nicht bzw. nur in bestimmter Art und Weise sprechen darf. Letzteres sind Kommunikationstabus. Kommunikationstabus existieren nicht unabhängig von den tabuisierten Gegenständen, Gedanken, Taten etc. Sie spiegeln in vielfältiger Weise die realen Verhältnisse wider.

Tabuwort: Tabuwort bezeichnet ein tabuisiertes sprachliches Mittel, d.h. einen sprachlichen Ausdruck, der ein Nicht-Thema zum Thema macht oder die Art und Weise, in der etwas gesagt werden muß, nicht respektiert.

Tabudiskurs: Tabudiskurs bezeichnet die Kommunikation über tabuisierte Themen, Handlungen, Gegenstände etc. mit Hilfe von sprachlichen Mitteln, die nicht selbst eine Tabuverletzung mit sich bringen.