Banner Viadrina

Figuren des Tragischen

Figuren des Tragischen. Philosophie der Tragik.
6/8/9 ECTS
Seminar: BA/MA, BA Literaturwissenschaften-Vertiefung // MA Literaturwissenschaft: Zentralmodul / Philosophie und Literatur: Wechselwirkungen / Wissenskulturen und Künste // MEK Wissenskulturen – Wissenschaften, Religionen, Künste // MASS Kulturelle Praktiken, Wissensordnungen, ästhetische Formationen // Alle MAs: Optionsmodul Transdisziplinäre Kulturwissenschaften
Mittwoch, 11.15 - 12.45 Uhr, Ort: GD 06, Veranstaltungsbeginn: 19.10.2016

Tragik spielt sich zwischen Menschen ab. Aristoteles zufolge ist ein Ereignis tragisch („erschütternd“), wenn es Mitleid (eleos) und Furcht
(phobos) erweckt. Das Tragische ist ein unausweichliches In-Schuld-Fallen. Doch welche Konstellationen sind tragisch zu nennen? Sind es alle unglücklichen zwischenmenschlichen Ereignisse oder nur bestimmte Handlungsmuster, die diese Bezeichnung verdienen? Noch
grundsätzlicher gilt es zu fragen: gibt es überhaupt so etwas wie Tragik? Denn diese Annahme ist alles andere als selbstverständlich. Figuren der Tragik oder des Tragischen weisen vielmehr auf historisch kontingente Ideen. Nicht zu jeder Zeit haben Menschen die Welt als tragisch erfahren. Heute – nach dem Niedergang gesellschaftlicher Utopien und der Angst vor Terror und Krieg – erscheint Simmels Idee einer „Tragödie der Kultur“ erneut von großer Aktualität.
Das Seminar setzt zunächst bei der „tragischen Weltbetrachtung“ (Nietzsche) an, wie sie in der griechischen Tragödie (Aristoteles) zu finden ist. Als Widerpart zur Philosophie stellt die Tragödie die überkommene mythische Weltordnung in Frage. In der Neuzeit führt dies zu einer Wiederbelebung der alten Trias von Religion, Aufklärung und Tragik. Gegenüber der Religion macht sich die menschliche Perspektive geltend. Generell gilt es also zu fragen: Inwieweit ist unsere reale, nicht-ästhetische Welt tragisch verfasst? Wir untersuchen diese Frage in Theorien der Tragödie und Philosophien der Tragik (Hegel, Nietzsche, Benjamin) sowie anhand von ausgewählten Tragödien-Szenen (Sophokles bis Heiner Müller).
Literatur: Zur Einführung wird empfohlen: Ulf Heuner, Klassische Texte zur Tragik, 2006. Christoph Menke, Die Gegenwart der Tragödie.
Versuch über Urteil und Spiel, 2005.
Teilnahmevoraussetzungen: Bereitschaft zur Lektüre und aktiven Mitarbeit.
Hinweise zur Veranstaltung: Das Seminar richtet sich sowohl an BA- als auch an MA-Studierende.
Leistungsnachweis: Regelmäßige Teilnahme; Referat; schriftliche Hausarbeit