Mobility Studies

Die physische Bewegung sozialer Entitäten stellt ein täglich beobachtbares Phänomen dar. In der Bahn, im Auto, zu Fuß, ebenso per Computer, per Brief, per Handy – der moderne Mensch ist eingebunden in ein differenziertes Netz zahlreicher Mobilitäten. Dieser faktischen Präsenz des Beweglichen wurde lange wenig kulturwissenschaftliche Aufmerksamkeit zuteil. Erst seit Kurzem bildet sich ein neues Interesse an Mobilität aus. Die nach ihrem Forschungsgegenstand benannten interdisziplinären mobility studies untersuchen zum einen „mobile Systeme“ (Urry) wie etwa Tourismus, Verkehrsplanung, Waren- und Finanzströme, betonen zum anderen aber auch die Notwendigkeit neuer wissenschaftlichen Konzepte für die Analyse derart transitiver Phänomene. Das Seminar nimmt dieses interdisziplinäre Interesse auf und bündelt es, indem nach drei Analysefluchtpunkten gefragt wird. Erstens gilt es, die Mobilitätstudien in einem kulturwissenschaftlichen Diskurs historisch zu verorten. Hierfür werden zentrale Referenz- und Vorläufertexte der mobility studies gelesen, z.B. Simmel, Virilio, de Certeau. In einem zweiten Schritt werden Mobilitätsgefüge wie etwa der Tourismus, die Flüchtlings- oder die Arbeitsplatzmobilität behandelt. Schließlich, drittens, werden dezidierte Praktiken des Mobilen rekonstruiert, beispielsweise das Gehen, das Bewegen in Netzwerken oder nomadische Lebensstile. Das Seminar verspricht sich von einem derartigen Vorgehen, Einblicke in ein neu aufkommendes Forschungsfeld zu geben und so das Potenzial dieser neuen Analyseperspektive kritisch einzuschätzen.

Literatur: Urry, John (2007): Mobilities. Cambridge, Malden: Polity Press.

Teilnahmevoraussetzungen: regelmäßige Teilnahme

Leistungsnachweis: aktive Mitarbeit, schriftliche Arbeit