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Traum-Kritik

Traum-Kritik.
Der Traum als Störung des rationalen Denkens.
3/6/9 ECTS
Seminar: MA, MAL Zentralmodul / Philosophie und Literatur: Wechselwirkungen / Wissenskulturen und Künste //
MEK Wissenskulturen – Wissenschaften, Religionen, Künste // MASS Kulturelle Praktiken, Wissensordnungen, ästhetische Formationen /
Alle MAs: Optionsmodul Transdisziplinäre Kulturwissenschaften
Block, Ort: GD 202, Veranstaltungsbeginn: 18.04.2017



Rien faire comme une bête (Adorno)
Bereits Diderot drängt in der großen Enzyklopädie darauf, eine Geschichte der Träume zu schreiben. Dies sei nicht nur für die Medizin sondern auch für die Metaphysik wichtig. Und tatsächlich: Von Platon über Descartes und Montaigne bis zu Diderot und Kant stößt der Traum das rationale Denken an seine Grenzen – und zwar sowohl in seiner subjektiven als auch in seiner objektiven, vom Träumer losgelösten Dimension. Auch die Traumtheorien der Frankfurter Schule arbeiten mit zahlreichen Referenzen und Verweisen auf politische und künstlerische Utopien, die richtungsweisend für eine umfassende Gesellschaftskritik sind. Dazu kommt die ästhetische Faszination: Traumtexte sind Schwellentexte, die nicht selten durch poetische Qualität oder politische Widerständigkeit bestechen. Das Seminar geht diesen Spuren einer philosophischen Traumkritik nach: Wie wirken sich Wildheit und Willkür der Traumwelt auf Rationalismus und Aufklärung aus? Wir werden uns Fragen stellen wie: Was versteht Benjamin unter der Umkehrung, „die Gegenwelt als Wachwelt zu erfahren“? Welche radikale Wendung verspricht Adornos Ankündigung „Rien faire comme une bête, auf dem Wasser liegen und in den Himmel schauen“? Kann man für seine Träume Verantwortung übernehmen (Derrida)? In der Würdigung des Nacht- und Tagtraums steckt eine soziale Sprengkraft, die uns heute, im durchökonomisierten Zweckrationalismus des Spätkapitalismus, wieder neu ansprechen könnte.
Teilnahmevoraussetzungen: Regelmäßige Teilnahme
Hinweise zur Veranstaltung: Ständiger Gast ist Prof. Gianluca Solla (Universität Verona), mit der auch die gemeinsame Masterclass Die Philosophen träumen? stattfindet (siehe dazu die gesonderte Ankündigung im KVV).
Hinweise zum Blockseminar: 1. Sitzung am 18. April von 9.30-13.00 Uhr, weitere Termine werden zu Semesterbeginn bekannt gegeben
Leistungsnachweis: Essay, Hausarbeit