Lehre an der Professur für Kulturphilosophie/Philosophie der Kulturen

Aktuelle Lehrveranstaltungen

Die Seminarunterlagen, -beschreibungen und -ankündigungen finden Sie in Moodle.

Wichtig: Bitte vergessen Sie nicht, sich zusätzlich in viaCampus anzumelden, damit wir Ihre Leistungen und Noten eintragen können.

Module: Seminar (Präsenzveranstaltung): Kulturwissenschaften: Vertiefung // Kulturgeschichte: Vertiefung // Vergleichende Sozialwissenschaften: Vertiefung

ECTS: 6/9

Veranstaltungsbeginn: 09.04.2024 Di, 11:15 - 12:45 Uhr, Ort: AM 02

Unser Zeitalter steht im Zeichen einer planetarischen Biosphärenkrise, die durch die wechselseitige Verstärkung von Erderwärmung, Ozeanversauerung, Bodenversteppung und Artensterben bestimmt ist. Die neuzeitliche europäische Philosophie ist mit ihren Natur-Kultur-Trennungen und ihren Konzepten passiver Materie, zweckrationalen Handelns und instrumenteller Vernunft tief in diese Krise verwickelt. Vor diesem Hintergrund führt das Seminar in kritische Philosophien des Klimawandels ein und diskutiert die Gegenentwürfe, die den modernen Ökologien der Zerstörung im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert entgegengesetzt worden sind. Diese Entwürfe stehen vor einer Serie spannender philosophischer Herausforderungen, denn sie haben Natur-Kultur-Verhältnisse, Materie-Zeit-Synthesen, Verteilungen von Handlungsmacht sowie Verschränkungen von Ökonomie und Ökologie oder auch von Geologie und Biologie neu und anders zu denken. Das Seminar widmet sich den unterschiedlichen Strategien, mit denen diese Herausforderungen in kritischen Theorien des Klimawandels, in politischen, dekolonialen oder Weltökologien sowie in neuen Ontologien nicht/menschlicher Handlungsmacht angegangen worden sind. Ausgangspunkt des Seminars ist die Kritik am undifferenzierten Menschheitsbegriff des in den Erdsystem-Wissenschaften entwickelten Anthropozän-Ansatzes. Dieser Ansatz besagte, dass "der Mensch" die Erdoberfläche in einem Ausmaß bearbeitet hat, dass seine Wirkung noch in ferner Zukunft in geologischen Gesteinsschichten ablesbar sein wird. Über dieses allgemeine Theorem eines Menschen gemachten geologischen Zeitalters hoher Instabilität hinaus setzt sich das Seminar mit weiterführenden Erklärungsschemata der Klimakrise auseinander: Dabei werden wir verschiedene Ansätze erörtern wie die des "Kapitalozäns" und einer "Weltökologie von Macht, Kapital und Natur" (Jason Moore u. a.), des "Chthuluzäns" und einer Ontologie artenübergreifender Gattungsgefährt:innenschaft (Donna Haraway u.a.), des "Plantagenozäns" und der Analyse kolonialer und nachkolonialer Monokulturen, Ressourcen-Extraktionen sowie versklavter, sklavereiähnlicher oder entgarantierter Arbeitsverhältnisse im Racial Capitalism (Anna Tsing, Francoise Vergès, Malcom Ferdinand), aber auch des "Nekrozäns" und der Diagnose einer profitgetriebenen Logik des Massenaussterbens und Überalterns allen Lebens (Justin McBrien u.a.). Unter Einbeziehung der Akteur-Netzwerk-Theorie (Bruno Latour u.a.), der Geontologie (Elizabeth Povinelli) und eines neuen "Materialismus des Elementaren" (Denis Ferreira da Silva u.a.), in dem dekoloniale Theorien, New Materialism und politische Ökologien zusammengeführt werden, zielt das Seminar darauf, die unterschiedlichen Einsätze, Problemhorizonte, Begriffsvorschläge und Ursachendiagnosen in neuen Philosophien der Klimakatastrophe zu verstehen. Am Ende des Seminars sollte es uns gelingen, den Sinn von Konzepten des globalen ökologischen Risses, des (Neo-)Extraktivismus, der Earth-Care, des Kohlenstoff-Imaginären, der geologischen Zeit oder dekolonialen Ökologie kritisch einschätzen und kommentieren zu können.

Literatur: Jason W. Moore: "Über die Ursprünge unserer ökologischen Krise" (Prokla 185, 2016) - John Bellamy Foster: "Marxismus und Ökologie. Gemeinsame Quellen einer großen Transformation" (Lasst uns über Alternativen reden, hg. Michael Briee, VSA 2015) - Donna Haraway: Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän (Campus 2018) - Malcom Ferdinand: Decolonial Ecologies. Thinking from the Caribbean World (Polity 2021) - Elizabeth A. Povinelli: Geontologien (Merve 2023) - Françoise Vergès: "Racial Capitalocene" (Futures of Black Radicalism, ed. Gaye T. Johnson, Verso 2017)

Leistungsnachweise: 12-15 / 20-25 Seiten Hausarbeit

Sprache: Deutsch

 

 

Module: Forschungskolloquium (Präsenzveranstaltung): MASS: Forschungsmodul // GMT: Forschungsmodul // MAL: Forschungsmodul // MEK: Forschungsmodul

3/6/9 ECTS

Veranstaltungsbeginn: 10.04.2024 Mi, 18:15 - 19:45 Uhr, Ort: GS 105

Das Forschungskolloquium richtet sich an interessierte BA- und MA-Studierende, die an ihren Abschlussarbeiten sitzen bzw. diese beginnen wollen. Wir diskutieren auf den Sitzungen methodologische, prozessuale und inhaltliche Probleme Ihrer Arbeiten, ggf. zusätzlich in meiner Sprechstunde. Sie erhalten Unterstützung bei der Herausarbeitung Ihrer Fragestellungen, der Präzisierung und Strukturierung Ihrer Argumente sowie der Abfassung Ihres Exposés. Neben Kapitel- oder ersten Problemvorstellungen bestimmen Textdiskussionen und Gastvorträge das Programm, vor allem aus den Bereichen poststrukturalistischer und dekonstruktiver sowie postkolonialer und postmarxistischer Philosophie, auch in queer-feministischer Ausrichtung. Zugleich diskutieren wir jedes Semester eine philosophische Problematik. Diesen Sommer erörtern wir, wie der europäische Kolonialismus bzw. die angebliche Höherwertigkeit des europäischen Menschen in Gründungstexten der westlichen Philosophie (Molina, Vitoria, Hobbes, Locke, Kant, Hegel) gerechtfertigt worden sind. Vom 23.–25. Mai findet zu diesem Thema eine internationale Konferenz an der Europa-Universität statt, an der das Kolloquium teilnehmen wird.

Leistungsnachweise: MA: 3 ECTS: Referat, 6 ECTS: 12 Seiten Hausarbeit, 9 ECTS: 25 Seiten Hausarbeit / BA CuSo: 3 ECTS: Sitzungsprotokoll o.ä.

Sprache: Deutsch

 

Module: Vorlesung (Präsenzveranstaltung): MASS: Wahlpflichtmodul: Kulturelle Praktiken, Wissensordnungen, ästhetische Formationen // Alle MAs: Optionsmodul: Transdisziplinäre Kulturwissenschaften // GMT: Wissenskulturen und Ideengeschichte // MAL: Wahlpflichtmodul: Wissenskulturen und Künste // MEK: Wahlpflichtmodul: Wissenskulturen – Wissenschaften, Religionen, Künste

3/6/9 ECTS

Veranstaltungsbeginn: 11.04.2024 Do, 14:15 - 15:45 Uhr, Ort: GD 06

Baruch de Spinoza ist die große Ausnahmeerscheinung der westlichen Philosophie. Hinter seinem ruhigen Schreibstil verbirgt sich ein verrückter, unkonventioneller und unzeitgemäßer Theoretiker. Hinsichtlich beinahe aller zentralen Themen der modernen Philosophie bezieht er außergewöhnlich fortschrittliche und emanzipatorische Positionen. Ist das frühmoderne Denken durch den Vorrang des Einen vor dem Vielen, der Identität vor der Differenz, durch die Reduktion der Materie auf Trägheit sowie die Verwandlung formgebender Ideen in subjektive Vernunftleistungen geprägt, schlägt Spinoza überall umgekehrte Perspektiven ein: Er geht von der unendlichen Differentialität des Seins aus, der Selbstformierungsfähigkeit der Materie, dem Parallelismus von Körper und Geist, der Kraft positiver Affekte und der Selbstregierungsfähigkeit der Menge. Gegen den Besitzindividualismus von Hobbes entwirft Spinoza eine transindividuelle Ontologie, die die Handlungsfähigkeit der Menschen aus ihren Kooperationen mit dem gesamten Netzwerk der Natur erschließt. Jahrhunderte vor Nietzsche affirmiert Spinoza die positiven und pluralen Kräfte des Lebens, die er gegen das Ressentiment der Herrschenden, der Priester und Despoten stellt. Die Vorlesung führt in die affekttheoretischen, ontologischen und politischen Positionen Spinozas ein. Sein Denken wird dabei nicht nur im Kontext seiner Zeit erörtert, sondern die Vorlesung zeigt auch, warum Spinoza heutige Strömungen kritischer Philosophie vom Poststrukturalismus bis zum New Materialism elektrisiert und macht mit einer Auswahl neuerer Rezeptionen von Louis Althusser zu Gilles Deleuze, von Étienene Balibar zu Toni Negri, von Moira Gatens zu Catherine Malabou vertraut. Zudem verortet die Vorlesung Spinozas Denken in den gesellschaftlichen Umbrüchen Hollands, das im 17. Jahrhundert zur ersten Weltmacht des entstehenden Kolonialkapitalismus wird. Die Vorlesung ist nicht nur für MA-, sondern auch für interessierte BA-Studierende offen.

Literatur: Baruch de Spinoza, Ethik und Politischer Traktat, hg. Wolfgang Bartuschat (Meiner 1994 und 2007) - Gilles Deleuze: Spinoza oder das Problem des Ausdrucks in der Philosophie (Fink 1993) - Étienne Balibar: Spinoza and Politics (Verso 2007) - Toni Negri: Die wilde Anomalie (Wagenbach 1982)

Leistungsnachweise: Referat / 12-15 / 20-25 Seiten Hausarbeit.

Sprache: Deutsch

 

 

MA Blockseminar (Semesterkurs) im Rahmen des Erasmus+ Blended Intensive Programme Hortum Spinozanum: Philosophy in a Time of Crisis

Module: MASS: Wahlpflichtmodul: Kulturelle Praktiken, Wissensordnungen, ästhetische Formationen // Alle MAs: Optionsmodul: Transdisziplinäre Kulturwissenschaften // GMT: Wissenskulturen und Ideengeschichte // MAL: Wahlpflichtmodul: Wissenskulturen und Künste // MEK: Wahlpflichtmodul: Wissenskulturen – Wissenschaften, Religionen, Künste

6 ECTS

Termin: 10.-14. Juni 2024, Universität Bologna

Sprache: Englisch

Inhalt:
In the 17th century, Dutch production, transportation, and finance sectors undergo rapid globalisation and turn the Netherlands into the first world economic hegemon of early modern colonial capitalism. But although the Dutch-Jewish philosopher Baruch de Spinoza is well aware of these developments and the notions of servitus and bondage – of being a slave or a free person – in many ways function as key organising categories of his thought, Spinoza remains silent about colonialism and Atlantic slavery. This applies to all but a single exception: In an enigmatic statement in a letter to his friend Pieter Balling, a merchant with trade relations in the Spanish colonies, Spinoza breaks in, encrypted and xenophobic forms, his silence on racial slavery by reporting on a dream, he had one morning of a "Black scabby Brazilian." Taking the letter to Balling as point of departure, the course reexamines Spinoza's concept of the "power of the multitude" (potentia multitudinis) through a decolonial lens. We will reconstruct the challenges of this concept by resituating Spinoza's theory of mass capacities in the Black Atlantic world. We will pay special attention to Afro-Brazilian maroon resistances and the colonial settlements of Amsterdam Jews in Pernambuco. The course explains why it takes Spinoza his entire intellectual life to turn the traditional philosophical topos of the fear of the masses into an affirmation of their power and to understand insurrection not as the opposite principle of political society but as a radical variant of its constitution.

Literatur: Baruch de Spinoza: The Ethics and Political Treatise (The Collected Works of Spinoza I and II, ed. Edwin Curley, 1985 and 2016) - Lewis S. Feuer: "The Dream of Benedict de Spinoza" (American Imago: A Psychoanalytic Journal for the Arts and Sciences, 1957) - Hebe Mattos: "Black Troops and Hierarchies of Color in the Portuguese Atlantic World" (Luzo-Brazilian Review, 2008) - Stuart B. Schwartz: "Rethinking Palmares. Slave Resistances in Colonial Brazil" (Critical Readings on Global Slavery, ed. Alan Pargas et.al., 2018) - Katja Diefenbach: "Possessive Individualism and Trans-Atlantic Slavery as Mirrored in Early Modern Philosophy" (Die Bestie ist der Souverän, ed. Paul Preciado et.al., 2018).

Teilnahmevoraussetzungen: 10.–14. Juni 2024, University of Bologna, course will be held in English. MA block course in the framework of the Erasmus+ Blended Intensive Programme “Hortum Spinozanum: Philosophy in a Time of Crisis”. Application deadline: 27.2.24 After the deadline, please contact: diefenbach[at]europa-uni.de.

Hinweise zur Veranstaltung: The program carries six credits, for a total of 30 teaching hours (between F2F and online).

Sprache: Englisch

Module: Seminar (Präsenzveranstaltung): Kulturgeschichte: Vertiefung // Vergleichende Sozialwissenschaften: Vertiefung

6/9 ECTS

Veranstaltungsbeginn: 11.04.2024 Do, 14:15 - 15:45 Uhr, Ort: AM 205

Das weltweite Erstarken der extremen Rechten, der Aufstieg illiberaler Demokratien, autokratischer Regime und autoritärer Führungsfiguren, die rechte Neuordnung der sozialen Medien und der lagerübergreifende Gebrauch populistischer Strategien, die Beschwörung eines mythischen, homogenen ›Volkes‹ und die Wiederkehr des Nationalismus, die Verbreitung von Verschwörungserzählungen und die Persistenz von rechtsextremen und antidemokratischen Einstellungen in breiten Teilen der Bevölkerung hat dazu geführt, dass wieder vermehrt über die Globalgeschichte des Faschismus im 20. Jh. gesprochen und seine mögliche Rückkehr diskutiert wird. Dabei wird das Wort ›Faschismus‹ nicht nur als ein Analysewerkzeug, sondern auch als Kampfbegriff verwendet und auf alle möglichen extremistischen, autoritären und populistischen Tendenzen übertragen. Ein solcher Gebrauch des Faschismusbegriffs entschärft und entwertet diesen nicht nur, sondern verhindert darüber hinaus ein angemessenes strategisches Verhältnis zu den verschiedenen rechten Strömungen zu entwickeln, das sich der liberalen Entgegensetzung von Demokratie und Faschismus entzieht. Im Mittelpunkt des Seminars stehen zum einen die Ansätze der Kritischen Theorie der ›Frankfurter Schule‹ mitsamt ihren Analysen zum autoritären Charakter und der Dialektik der Freiheit, zum Verhältnis von Liberalismus und Autoritarismus, zur antisemitischen Vorurteilsbildung und der faschistischen Agitation, deren Aktualität für die Analyse gegenwärtiger Formen des Nationalismus, Rechtsradikalismus und -populismus beleuchtet werden soll. Das Seminar folgt dabei dem Diktum der frühen Kritischen Theorie, wonach eine Theorie des Faschismus für die Kritik moderner Gesellschaften unabdingbar ist. Deshalb sollen zum anderen Ansätze der historischen Faschismusforschung vorgestellt und die erbitterten Definitionskriege sowie hitzig geführten Debatten um die richtige Interpretation oder die wesentlichen Merkmale des Faschismus skizziert werden, um diesen von verwandten Konzepten zu unterscheiden und seine diagnostischen Implikationen für die Gegenwart zu erörtern.

Literatur: (in Ausschnitten): Theodor W. Adorno: Aspekte des neuen Rechtsradikalismus – Theodor W. Adorno: Studien zum autoritären Charakter – Theodor W. Adorno: Erziehung zur Mündigkeit – Erich Fromm: Die Furcht vor der Freiheit – Emilio Gentile: »Der Faschismus. Eine Definition zur Orientierung« – Roger Griffin: Faschismus. Eine Einführung in die vergleichende Faschismusforschung – Leo Löwenthal: Falsche Propheten. Studien zur faschistischen Agitation – Paul Mason: Faschismus. Und wie man ihn stoppt – Robert O. Paxton: »Die fünf Stadien des Faschismus« – Klaus Theweleit: Männerphantasien – Mathias Wörsching: Faschismustheorien. Überblick und Einführung.

Leistungsnachweise: 12-15 / 20-25 Seiten Hausarbeit

Sprache: Deutsch

Module: Seminar (Präsenzveranstaltung): Kulturwissenschaften: Vertiefung // Kulturgeschichte: Vertiefung

6/9 ECTS

Veranstaltungsbeginn: 09.04.2024 Di, 14:15 - 15:45 Uhr, Ort: AM 02

Seit knapp drei Jahren wird derart erbittert um die (Neu-)Ausrichtung der deutschen Erinnerungskultur gestritten, dass sich in der Öffentlichkeit die Etikettierung der Debatte als ›Historikerstreit 2.0‹ etabliert hat. Ging es im ersten Historikerstreit von 1986/87 um das Verhältnis von Bolschewismus, Nationalsozialismus und Holocaust, an dessen Ende sich die Singularitätsthese politisch etablierte und die öffentliche Erinnerung an den Massenmord an den europäischen Jüdinnen und Juden zur staatlichen Aufgabe avancierte, so wird nunmehr vor allem die Frage nach dem erinnerungspolitischen Verhältnis der Kolonialgewalt zum Holocaust virulent, ohne auf dieses beschränkt zu bleiben. Lange vor dem sogenannten ›zweiten‹ bzw. ›neuen‹ Historikerstreit und der damit einhergehenden Skandalisierung eines einzelnen Debattenstrangs entbrannten Kämpfe um die Anerkennung weiterer Opfergruppen des Nationalsozialismus, aber auch um die deutsche Aufarbeitung der verdrängten imperialen und kolonialen Gewaltgeschichte sowie für eine Erweiterung der Erinnerungskultur um Deutschlands Schwarze Geschichte, die Lebensrealitäten der sogenannten ›Gast-‹ und ›Vertragsarbeiter*innen‹, rechte Kontinuitäten nach 1945 oder jüdische und migrantische Perspektiven auf die Wende- und Nachwendezeit. Bei all diesen Initiativen ging und geht es um die Frage, wessen Erinnerung zählt, und damit auch um die identitätsstiftende Wirkung (post-)nationaler Erinnerungskulturen. Denn was, wie und an wen ›wir‹ erinnern beeinflusst immer auch, wer und was dieses ›wir‹ ist, wer dazugehört und wer nicht. Das Seminar rekonstruiert die gegenwärtig geführte Auseinandersetzung um die Holocaust-Erinnerung als zentralem Element der deutschen Erinnerungskultur. Untersucht werden dabei die unterschiedlichen Verwendungsweisen der Singularitätsthese und deren normative Konsequenzen, um jenseits der Polemik gegen ein vermeintliches Vergleichstabu danach zu fragen, wie sich Singularität und Globalisierung bzw. Kosmopolitisierung der Holocaust-Erinnerung zueinander verhalten und welche Alternativen dabei sowohl zur Hierarchisierung des Leidens und der Opferkonkurrenz als auch zur Einebnung aller Differenzen im Namen eines vermeintlich universellen Ethos formuliert werden.

Literatur: (in Ausschnitten): Frank Bajohr/Rachel O’Sullivan: »Holocaust, Kolonialismus und NS-Imperialismus. Forschung im Schatten einer polemischen Debatte« – Dan Diner: Gegenläufige Gedächtnisse. Über Geltung und Wirkung des Holocaust – Saul Friedländer et al.: Ein Verbrechen ohne Namen. Anmerkungen zum neuen Streit über den Holocaust – Steffen Klävers: Decolonizing Auschwitz? Komparativ-postkoloniale Ansätze in der Holocaustforschung – Daniel Levy/Natan Sznaider: Erinnerung im globalen Zeitalter: der Holocaust – Urs Lindner: »Die Singularität der Shoah und die postkoloniale Herausforderung der deutschen Erinnerungskultur« – Susan Neiman/Michael Wildt: Historiker streiten. Gewalt und Holocaust – Michael Rothberg: Multidirektionale Erinnerung. Holocaustgedenken im Zeitalter der Dekolonisierung – Charlotte Wiedemann: Den Schmerz der Anderen begreifen. Holocaust und Weltgedächtnis – Mirjam Zadoff: Gewalt und Gedächtnis: Globale Erinnerung im 21. Jahrhundert – Jürgen Zimmerer: Erinnerungskämpfe. Neues deutsches Geschichtsbewusstsein.

Leistungsnachweise: 12-15 / 20-25 Seiten Hausarbeit

Sprache: Deutsch

 

 

Ausblick auf kommende Lehrveranstaltungen

Hier folgen die Veranstaltungen für das Wintersemester 2024/2025!

Zurückliegende Lehrveranstaltungen

PD Dr. Kerstin Andermann
Immanenz und Negativität: Spinoza oder Hegel?

MA Seminar: MEK: Wahlpflichtmodul: Wissenskulturen – Wissenschaften, Religionen, Künste // Alle MAs: Optionsmodul: Transdiszipli­näre Kulturwissenschaften // MASS: Zentralmodul: Kultur und Gesellschaft // MASS: Wahlpflichtmodul: Kulturelle Praktiken, Wissensordnungen, ästheti­sche Formationen // MAL: Wahlpflichtmodul: Philosophie und Literatur: Wech­selwirkungen // MAL: Wahlpflichtmodul: Wissenskulturen und Künste // GMT: Wissenskulturen und Ideengeschichte


PD Dr. Kerstin Andermann
Politische Philosophie der Natur

BA-Seminar Einführung: Difference – Migration, Gender and Diversity


PD Dr. Kerstin Andermann
Ereignis und Kritik: Kulturphilosophisches Forschungskolloquium

Forschungskolloquium: Methods, Academic Writing and Research Skills


PD Dr. Kerstin Andermann
Klasse und Klassenübergang

BA Seminar Vertiefung: Europe/s – History, Culture, Politics


 

Philipp Linstädter, M.A.
Post- und dekoloniale Feminismen zur Einführung

BA-Seminar Vertiefung: Difference – Migration, Gender and Diversity


Philipp Linstädter, M.A.
Sammeln, Enteignen, Archivieren, Ausstellen, Zurückgeben?

BA-Seminar Einführung: Europe/s – History, Culture, Politics

Prof. Dr. Katja Diefenbach
Marx dekolonial

MA Seminar: MEK: Wahlpflichtmodul; Wirtschaftskulturen; Alle MAs: Optionsmodul: Transdisziplinäre Kulturwissenschaften; MAL: Wahlpflichtmodul: Philosophie und Literatur: Wechselwirkungen; MAL: Wahlpflichtmodul: Wissenskulturen und Künste; GMT: Kulturen der Politik und Ökonomie


Prof. Dr. Katja Diefenbach
Neue Philosophien des Politischen: Revolution – Fabulation – Fluchtlinie

BA Seminar: Kulturwissenschaften - Vertiefung; Kulturgeschichte - Vertiefung; Vergleichende Sozialwissenschaften - Vertiefung


Prof. Dr. Katja Diefenbach
Ereignis und Kritik: Kulturphilosophisches Forschungskolloquium

MA Seminar: MEK: Forschungsmodul; MASS: Forschungsmodul; MAL: Forschungsmodul; GMT: Forschungsmodul


Philipp Linstädter, M.A.
Achille Mbembe: Dekolonisierung – Reparation – Welterschließung

BA Seminar: Kulturwissenschaften - Vertiefung; Vergleichende Sozialwissenschaften - Vertiefung


Philipp Linstädter, M.A.
Zwischen Kultur und Identität. Einführung in kritische Ansätze der Vermischung und Hybridisierung

BA Seminar: Kulturwissenschaften - Einführung; Vergleichende Sozialwissenschaften - Einführung



 

Hinweise für Haus- und Abschlussarbeiten

Betrachten Sie Ihre Hausarbeiten als eine Übung im Abfassen wissenschaftlicher Texte und als Vorbereitung auf größere Arbeiten, etwa die Bachelor- oder Masterarbeit, für die die hier folgenden Hinweise im Grunde gleichermaßen gelten. Dazu gehört die eigenständige Auseinandersetzung mit philosophischen Themen, Fragen und Positionen, die auf einem aufmerksamen Studium von Texten gründet, welche über eine bestimmten Problematik geschrieben worden sind. Die strukturierte Wiedergabe von  wissenschaftlichen Argumentationen in eigenen Worten stellt die Voraussetzung für die Entwicklung Ihrer (zunehmend komplexen) Denk- und Argumentationsweise dar.

Hier können Sie den gesamten Leitfaden als PDF-Dokument lesen.

Am Ende einer schriftlichen Hausarbeit haben Sie mit Ihrer Unterschrift und datiert zu dokumentieren, dass Sie die Arbeit eigenständig verfasst, alle benutzten Quellen und Hilfsmittel angegeben und die Arbeit noch nicht an anderer Stelle als schriftliche Prüfungsleistung eingereicht haben.

Eine entsprechende Erklärung sollte folgendermaßen aussehen (s. Muster).