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Profil

Es ist eine seltene und zunächst vielleicht seltsam anmutende Kombination, die deutsch-polnischen Beziehungen mit den Literaturwissenschaften und den Gender Studies zu einer Lehrstuhlbezeichnung zu vereinen. Doch die Klammer, die diese drei Felder sinnvoll verbindet und unser zentrales Forschungsinteresse bildet, ist die Frage nach Identitätsbildung, nach jenen Prozessen, in denen nationale, kulturelle und geschlechtliche Differenzen evoziert, konstruiert und diskutiert werden.

In wissenschaftlichen und in praxisbezogenen Arbeits- und Veranstaltungsformen setzen wir uns mit den ausgrenzenden und einbindenden kulturellen Praxen, politischen Strategien und textuellen Konstruktionen auseinander, die den jeweils individuellen Körper zum Träger/ Repräsentanten von Differenz statuieren. Es geht uns dabei nicht um die Gegenüberstellung vom Fremdem und Eigenem, sondern darum, wie das Wissen um Differenz in unterschiedlichen Ländern, Kulturen und unter unterschiedlichen sozial-politischen Bedingungen produziert, mobilisiert und instrumentalisiert wird.

Dabei verwenden wir Grundannahmen, Kategorien und methodologische Ansätze aus der Wissenschaftsgeschichte und -theorie, der Diskursanalyse sowie aus dem Bereich der Gender- und Translation Studies. Mit ihnen verfolgen wir Machtverhältnisse, die sich aus unterschiedlichen Diskursen ergeben. Diese erarbeiten wir aus Texten (ggf. aus anderen Diskursfragmenten wie: Bildern oder Filmdarstellungen) unterschiedlichster medialer und inhaltlicher Provenienz.

Ein weiteres zentrales Arbeitsfeld ist für uns die Übersetzung im weiten Sinne, nicht nur als Text, sondern auch als Medium und Strategie der Kommunikation, die keineswegs bloß als Mittel der Verständigung aufgefasst wird, sondern vor allem als Aushandlung von Konflikten und Klärung von (Miss-)Verständnissen und als Verweilen, Aushalten von Dissens.

Neben wissenschaftlichen Seminaren bieten wir praxisorientierten Studierenden Lehrveranstaltungen im Bereich der Gender-Kompetenz und Diversity an, in denen das Wissen über soziokulturell gesteuerte Geschlechterrollen in die berufliche Orientierung transferiert wird. Praxisorientiert ausgerichtet sind auch die Übersetzungswerkstätten, in denen nicht nur Texte übersetzt, sondern auch Übersetzungen kritisch analysiert werden.

Das empirische Material, mit dem wir zur Zeit arbeiten, stammt vornehmlich aus dem polnischen und deutschen Sprachraum.

Verwiesen sei schließlich auf die extracurricularen Aktivitäten und Projekte am Lehrstuhl: die Übersetzungsaktivitäten am Dedecius-Archiv, Konferenzen, Ausstellungen, Theatervorführungen und Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Kulturwissenschaften.