Doris Maja Krüger: Seminar

Wie kaum ein anderer Autor war Goethe fast über das gesamte 20. Jahrhundert hinweg Gegenstand der literaturtheoretischen Schriften der Kritischen Theorie; sein Werk galt dem Kreis um Max Horkheimer als "Inbegriff gelungener Individualität" (Detlev Claussen). Dennoch war das Bild, das Theodor W. Adorno, Walter Benjamin und Leo Löwenthal von Goethe zeichneten, alles andere als einheitlich. In ihren Literaturanalysen verschafften sich vielmehr die Eigenheiten jedes Denkers Geltung. Hinzu kam der Erfahrungskontext, der jeder Schrift eingeschrieben war. So konstatierte etwa Löwenthal Anfang der 1980er Jahre, dass ihm aufgrund der "geschichtlichen Erfahrungen des letzten halben Jahrhunderts" Goethe nicht länger nur "als der große Repräsentant des bürgerlichen Fortschritts" erschien, sondern nun auch als dessen "Kritiker".

Ziel der als Lektüreseminar konzipierten Lehrveranstaltung ist es, vermittels Adornos, Benjamins und Löwenthals Schriften über Goethe in das Werk der drei Kritischen Theoretiker einzuführen. Indem hierbei auch der historisch-politische Kontext und die den Texten zugrunde liegenden gesellschaftstheoretischen Implikationen in den Blick genommen werden, wird zugleich eine Annäherung an das Verhältnis von Literatur und Gesellschaft unternommen.

Teilnahmevoraussetzungen: Besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, allerdings wird die Bereitschaft zur intensiven Textlektüre und Mitarbeit vorausgesetzt.

Hinweise zur Veranstaltung: Im Rahmen des Seminars ist eine Exkursion in das Walter Benjamin Archiv der Akademie der Künste geplant. Die Teilnehmerzahl ist daher auf 15 Studierende beschränkt. Voranmeldung unter mkrueger@europa-uni.de erbeten.

Leistungsnachweise: Impulsreferat, Lektüreberichte, Essay oder Hausarbeit.

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