Doris Maja Krüger: Seminar

„Mag man auch Rußland noch so wenig kennen – was man lernt, ist, Europa mit dem bewußten Wissen von dem, was sich in Rußland abspielt zu beobachten und zu beurteilen.“ Diese Aussage Walter Benjamins aus dem Jahr 1927 steht beispielhaft für die Berichte deutschsprachiger, zumeist linker und nicht selten auch jüdischer Autorinnen und Autoren, die in den 1920er Jahren und zu Beginn der 1930er Jahre in die Sowjetunion reisten. So sehr sich der Zeitpunkt, die Dauer und der konkrete Ort ihrer Aufenthalte auch unterschieden, sie alle verbanden mit dem Land der Oktoberrevolution die Hoffnung auf gesellschaftlichen Fortschritt. Aus welchen historischen Erfahrungen sich ihre Hoffnung speiste, mit welchen Erwartungen sie in die Sowjetunion reisten und mit welchen Verhältnissen sie sich vor Ort konfrontiert sahen soll im Rahmen des Seminars ebenso analysiert werden wie die Bedeutung des Genres, das sie für ihre Reflexion wählten, und die Relevanz des Zeitpunktes, zu dem diese jeweils formuliert wurde.

Literatur: Walter Benjamin: Moskauer Tagebuch; Egon Erwin Kisch: Zaren, Popen, Bolschewiken; Mischket Liebermann: Aus dem Ghetto in die Welt; Angela Rohr: Zehn Frauen am Amur. Feuilletons für die Frankfurter Zeitung. Reportagen und Erzählungen aus der Sowjetunion (1928–1936); F. C. Weiskopf: Umsteigen ins 21. Jahrhundert.

Hinweise zur Veranstaltung: Im Rahmen des Seminars ist eine Exkursion in das Walter Benjamin Archiv der Akademie der Künste geplant. Die Teilnehmerzahl ist daher auf 15 Studierende beschränkt. Voranmeldung unter mkrueger@europa-uni.de erbeten.

Leistungsnachweise: Impulsreferat, Essays/Hausarbeit.

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