Andree Michaelis-König: Seminar

Die Epoche nach den Napoleonischen Kriegen und dem Wiener Kongress von 1815 wurde literaturgeschichtlich längste Zeit als eine heterogene Übergangsphase behandelt. Dabei zeichnen sich gerade die drei zur deutschen Revolution im März 1848 hinführenden Jahrzehnte durch eine ganze Reihe hoch spannender literarischer wie politischer Entwicklungen aus. Angesichts eines in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts florierenden politischen Pressewesens stellte sich der restaurativen Grundhaltung des Biedermeiers eine neuartige, politisch engagierte Literatur entgegen.
Diese trat nicht nur in neuen Formen (Journalistik, Feuilleton) an die Öffentlichkeit, sondern stand zugleich im Dienst gleich mehrfacher Emanzipationsbestrebungen: Im deutschen Vormärz – benannt als Phase vor der Revolution im März 1848 – kämpften nicht nur liberale Köpfe für eine demokratische Partizipation, für Presse- und Meinungsfreiheit. Auch die Emanzipation der Juden*Jüdinnen und der Frauen zählte zu den Forderungen des Tages. Gerade das von diesen bisher weitgehend ausgegrenzten Gruppierungen ausgehende politische und literarische Engagement für die revolutionären Ideen hat die Epoche in einem bemerkenswerten Maße geprägt. Vor dem Hintergrund einer Auseinandersetzung mit den wichtigsten medialen, politischen und ästhetischen Neuerungen der Epoche legt das Seminar den Fokus auf die Kontextualisierung und Analyse ausgewählter Werke von Juden*Jüdinnen (Heinrich Heine, Gabriel Risser, Fanny Lewald) sowie von den führenden Autorinnen der Zeit (darunter Bettine von Arnim, Louise Otto Peters, Amalie Struve) vertieft. Auf diesem Wege ergibt sich ein umfassendes Bild des Zusammenspiels von Emanzipation, Politik und Literatur im deutschen Vormärz.
Die Veranstaltung findet online über ZOOM statt. Der Link zur Veranstaltung wird rechtzeitig auf der zugehörigen MOODLE-Seite veröffentlicht.

Literatur: Norbert Otto Eke (Hg.): Vormärz-Handbuch. Aisthesis, Bielefeld 2020

Leistungsnachweis: Hausarbeiten, mündliche Prüfung

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