Banner Viadrina

Seminar von Wiebke Sievers

DozentinTypVeranstaltungZeitOrt

Wiebke Sievers

MA

Soziale Ungleichheit in der Literatur

Seminar: MAL: Vergleichende Literaturgeschichte: Übersetzung – Verflechtung – Transkulturalität, Literaturtheorie als Kulturtheorie / Zentralmodul: Theoretische und methodische Grundlagen; Alle MAs: Optionsmodul: Transdisziplinäre Kulturwissenschaften

Veranstaltung in Kooperation mit dem Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin

Mo, 11-13 Uhr

Beginn: 12.04.2021

Online

Warum werden bestehende gesellschaftliche Ordnungen auch von denjenigen mitgetragen, die unter diesen leiden? Warum kommt es nicht viel häufiger zu Widerstand gegen die soziale Ungleichheit, die solche Ordnungen produzieren? Pierre Bourdieu hat diese Fragen damit beantwortet, dass selbst diejenigen, die von diesen Ordnungen marginalisiert oder ausgegrenzt werden, diese mittragen. Sie verleiben sich die Argumententationsmuster ein, mit der Macht so legitimiert wird, dass sie als selbstverständlich, ja sogar als positiv für die gesamte Gesellschaft wahrgenommen wird. Bourdieu bezeichnet diese Verschleierung von Macht als symbolische Gewalt. Diese soll im Zentrum dieses Seminars stehen. Sozialwissenschaftlich ist diese Dimension schwer zu erfassen, weil sich die bestehenden Ordnungen so tief nicht nur in das Denken, sondern in die Körper der Menschen einschreiben, dass sie ihr Denken und Handeln unbewusst steuern. Das funktioniert zum Beispiel über Scham und Angst, die wiederum Schweigen zur Folge haben. In der Literatur dagegen findet sich oft sehr prägnant dargestellt, wie symbolische Gewalt funktioniert. Deswegen behaupteten schon Marx und Engels, sie hätten viel von Balzac gelernt. Doch um diese Dimension von Literatur sichtbar zu machen, bedarf es eines spezifischen Ansatzes, der nicht nur literaturwissenschaftliche, sondern auch sozialwissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt. Wir werden uns zunächst damit befassen, wie eine solche Analyse literarischer Texte aussehen kann, um dann in einem zweiten Schritt literarische Texte mit diesem Handwerkszeug zu analysieren.

Literatur: Alkemeyer, T. (2007). Literatur als Ethnographie: Repräsentation und Präsenz der stummen Macht symbolischer Gewalt. Zeitschrift für Qualitative Forschung, 8(1), 11-31. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-277785. Bourdieu, P. (1999): Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes. Frankfurt/M. Kuzmics, H./Mozetič, G. (2003): Literatur als Soziologie. Zum Verhältnis von literarischer und gesellschaftlicher Wirklichkeit. Konstanz. Wolf, N. C. (2011): Kakanien als Gesellschaftskonstruktion. Robert Musils Sozioanalyse des 20. Jahrhunderts. Wien.

Leistungsnachweis: Referat und Hausarbeit

<<<ZURÜCK<<<