Doris Maja Krüger: Seminar

„Ohne die Vereinigten Staaten“, so Detlev Claussen, „würde es gar keine Kritische Theorie geben.“ Er rekurrierte damit nicht nur auf den Umstand, dass Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse, Leo Löwenthal und andere Mitglieder des Instituts für Sozialforschung nach der Machtübertragung auf die Nationalsozialisten in Amerika Zuflucht gefunden hatten. Er stellte auch die Bedeutung des amerikanischen Exils für die Kritischen Theorie heraus: Ihre eigentliche Form sollte sie erst in der Neuen Welt annehmen. Zugleich endete sie nicht einfach mit der Neugründung des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt am Main und der Rückkehr von Horkheimer, Adorno und Friedrich Pollock Ende der 1940er, Anfang der 1950er Jahre nach Europa. Marcuse und Löwenthal etwa hatten sich entschieden, in den Vereinigten Staaten zu bleiben. Sie knüpften zunächst an jene Tätigkeiten an, die sie während des Zweiten Weltkrieges für die amerikanische Regierung ausgeübt hatten, bis sie dann Mitte der 1950er Jahre auf Professuren in Brandeis und Berkeley berufen wurden.

Im Rahmen des Seminars werden wir daher nicht nur einige der Texte lesen, in denen Adorno, Löwenthal und Marcuse eine Kritik der Kulturindustrie bzw. der Massenkultur sowie des Antisemitismus formulierten. Wir werden uns auch mit der Arbeit von Marcuse und Löwenthal für die amerikanische Regierung während des Zweiten Weltkrieges und zu Beginn des Kalten Krieges wie auch mit ihrem Engagement in der Studentenbewegung beschäftigen.

Zur Vorbereitung empfohlen: Detlev Claussen: Die amerikanische Erfahrung der Kritischen Theoretiker, in: Ders., Oskar Negt, Michael Werz (Hrsg.): Keine Kritische Theorie ohne Amerika. Frankfurt am Main 1999, S. 27–45.

Leistungsnachweise: Impulsreferat, Lektüreberichte (Thesenpapier/Exzerpt), Essay.

ECTS: Kuwi & CuSo: 6/9 ECTS, IKG: 3/6 ECTS

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