Professur für Denkmalkunde - Prof. Dr. Paul Zalewski

Professur für Denkmalkunde

Die Denkmalkunde als ein praxisnahes Arbeitsgebiet bezieht sich nicht nur auf überkommene Objekte mit ihren mehrmals veränderten und verunklarten Strukturen. Sie behandelt auch Prozesse der Sinnstiftung und Wertzuweisung, durch die Kulturgüter zum geschützten Bestand werden (oder auch nicht).
Der Begriff Denkmalkunde ist bereits seit dem Historismus nachweisbar. In den letzten zwei Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts bezog man ihn in der amtlichen Praxis der Denkmalpflege auf die fachinternen Methoden der Erfassung, Beschreibung, Klassifizierung aber auch auf die Problematik der Bewertung und Begründung des Denkmalwerts. Diese intrinsische Perspektive spiegelte vor allem die methodischen Bedürfnisse von Institutionen, die vor der Herausforderung standen (und weiterhin stehen) die Einmaligkeit von latent bedrohtem Kulturgut argumentativ und analytisch herauszuarbeiten und rechtlich zu sanktionieren. Dieses kunsthistorisch basierte und auf die Zeugnisse der Vergangenheit zentrierte Verständnis der Denkmalkunde nahm früher wenig Rücksicht auf Subjekte. Eine milieuspezifische Eigenlogik der Wahrnehmung und Aneignung von erhaltenswerten Infrastrukturen durch die Gesellschaft wurde kaum thematisiert. Auch eine zielsichere Wissensvermittlung lag weitgehend außerhalb des selbst abgesteckten Arbeitsgebiets. Dieses einseitig objektbezogene Verständnis der Denkmalkunde und der Denkmalpflege gehört mittlerweile der Vergangenheit an. Ähnlich wie in der partizipativen Stadtentwicklung erkennt man auch beim Schutz des materiellen Kulturguts im öffentlichen Raum die Chancen der Zusammenwirkung mit der Zivilgesellschaft. Durch das ganzheitliche Verständnis der Denkmalkultur kommt es zunehmend zur „Pädagogisierung“ der Denkmalpflege und zu einer Ausdifferenzierung der Akteure und Rollen im Denkmalschutz.

Eine besondere Herausforderung in diesem Erweiterungsprozess muss einer Einrichtung zukommen, die frei von akuten Problemen der denkmalpflegerischen Praxis an einer kulturwissenschaftlichen Fakultät angesiedelt ist. Aufgrund der unmittelbaren Nähe zu einer kulturwissenschaftlich begriffenen Geschichts-. Sozial-, Politik- oder Sprachforschung kann und soll hier das Verständnis für Denkmalkunde erweitert werden. Demnach wird dieselbe als ein praxeologisches Feld verstanden. Hier werden verschiedene zerstreute Einzelerfahrungen der Denkmalkultur empirisch zusammengeführt und abstrahiert, um anschließend im Lichte verschiedener Wissenschaften betrachtet zu werden. Die disziplinären Überlappungen im Hinblick auf die Theorie und Methodik der Forschung werden geradezu gesucht, weil die Praxis des Denkmalschutzes selbst nicht in einem Vakuum, sondern in sozialen, ökonomischen oder rechtlichen Zusammenhängen stattfindet. Eben aufgrund dieser Bezugsvielfalt bezeichnet man dieses Feld im englischsprachigen Raum gern im Plural (Heritage-Studies oder -Sciences). Eine so definierte Denkmalkunde liegt quer zu allen etablierten Realwissenschaften.

Als besonders wichtige und aufschlussreiche Zeiträume für die denkmalkundliche Forschung gelten die Moderne, Spätmoderne sowie die Gegenwart. Der Grund dafür liegt in der Beschleunigung und Verdichtung von paradigmatischen Wechseln im sozialen und kulturellen Raum, die nicht ohne Konsequenzen für die kulturpolitische Praxis des Denkmalschutzes sind. Daher nehmen die Themen der Moderne und der Umgang mit dem älteren Kulturgut im Zeitalter der Moderne immer mehr Raum in der Tätigkeit der Professur ein. Hierzu zählt nicht nur das faszinierende, vor unserer Haustür liegende Thema der Grenzverschiebungen und der daraus resultierenden Implikationen für die Kulturlandschaft. Dazu zählt auch eine disziplinübergreifende Erforschung der städtischen Räume in Mittelosteuropa vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Einen anderen Themenkomplex bilden verschiedene unkonventionelle, bzw. ganz neue Anforderungen an die Denkmalpflege, die in den Curricula einschlägiger Studiengänge nicht abgedeckt werden können. Gerade dieses Wissens- und Forschungsspektrum steht im engen Zusammenhang mit dem weiterbildenden Masterstudiengang „Schutz Europäischer Kulturgüter“.

Kontaktbox

Professurinhaber:

Prof. Dr. Paul Zalewski
Collegium Polonicum 111
zalewski@europa-uni.de

Studienkoordination:

PD Dr. Izabella Parowicz
Collegium Polonicum 110
parowicz@europa-uni.de
Telefon- und Sprechzeiten nach Vereinbarung
Tel. +49 335 5534 16 6843
Tel. +48 61 829 6843

Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen

Wir arbeiten weiter teilweise im Home-Office. Wenn Sie telefonisch niemanden erreichen, schreiben Sie uns bitte eine E-Mail; gerne vereinbaren wir einen Telefontermin mit Ihnen.

Hausanschrift:
Collegium Polonicum
ul. Kościuszki 1
PL 69-100 Słubice

Postanschrift:
Europa-Universität Viadrina
Große Scharrnstraße 59
15230 Frankfurt/Oder

Die Professur auf Facebook:

Zur Facebook-Gruppe:
Hier klicken

Zur Facebook-Seite:
Hier klicken

Studiengang "Schutz europäischer Kulturgüter"

Hier erfahren Sie mehr über den von der Professur für Denkmalkunde angebotenen Master-Studiengang: Schutz europäischer Kulturgüter.

Organisatorische Anfragen richten Sie bitte an die Studienkoordinatorin: Frau PD Dr. Izabella Parowicz

 

Aktuelles

Genealogies of Memory 2024 - Gentry, Nobility and Aristocracy: the Post-Feudal Perspectives

The conference will take place in Warsaw on 25-27 September 2024 in a hybrid format with possible online participation...

Read more
pastedImage

KIU Summer School Interdisciplinary Ukrainian Studies: War in Ukraine: Destruction of heritage – mastering legacy

Frankfurt (Oder), 16.09. – 27.09.2024... Viadrina University, together with its partner institutions, invites you to the first KIU Interdisciplinary Ukrainian Studies Summer School within our recently launched DAAD-funded project on establishing Ukrainian Studies in Germany!

Read more
Postwar. Art & Architecture

Postwar. Art & Architecture.

31 st Conference of the German-Polish Working Group for Art History and Monument Conservation 09.-12. October 2024, Museum of Architecture in Wrocław

Read more

Termine und Veranstaltungen

25
Sept

Genealogies of Memory 2024

Read more
16
Sept

KIU Summer School Interdisciplinary Ukrainian Studies: War in Ukraine: Destruction of heritage – mastering legacy

Read more
18
Jul

Visualising and Defending Values in Architectural Heritage Changes

Read more

Team

Hier erfahren Sie mehr über die Mitarbeiter*innen unseres Lehrstuhls.

Organisatorische Anfragen richten Sie bitte an Frau Margit Heine

Collegium-Polonicum

Forschung und Lehre

Arbeitsplatz, jemand schreibt Texte in das Heft, die Hände, der Laptop

Masterstudiengang Schutz Europäischer Kulturgüter / European Cultural Heritage

Zur Homepage unseres berufsbegleitenden Masterstudiengangs.

Read more
Wort "Forschung" auf Scrabble-Brett, Ansicht von oben, Großaufnahme

Profil und Projekte

Unsere Forschungsschwerpunkte und unser Forschungsprofil finden Sie auf der folgenden Seite.

Read more
Wort "Studium" auf einem Zettel, auf dem Computer

Lehre

Informationen zu den aktuellen Lehrveranstaltungen der Professur

Read more
die Bücher, Nahaufnahme

Publikationen

Liste aller Publikationen des Professurteams und von Personen, die eine Verbindung zur Professur haben.

Read more
die Bücher im Regal in der Bibliothek

Akademische Qualifikationsarbeiten

Hier finden Sie eine Übersicht der der laufenden und abgeschlossenen Habilitationen und Dissertationen sowie der veröffentlichten Masterarbeiten am Lehrstuhl.

Read more
Grafitti Ukraine-anastasiia-kalko ukraine

Krieg in der Ukraine

Kulturerbe in Gefahr.

Read more