Banner Viadrina

Pensées Françaises Contemporaines

Deutsch-Französische Lehre an der Viadrina



Pablo VALDIVIA OZOZCO : Décadence, fin de siécle, belle époque. Umbruchsituationen in der französischen Kultur zwischen Baudelaire und Surrealismus

Die Zeit von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 1. Weltkriegs prägt unser Frankreichbild vielleicht wie keine andere. Dass sie dabei eine sehr widersprüchliche ist, zeigt schon die Vielzahl der im Seminartitel genannten Namen. Dieses Seminar möchte den vielen Facetten dieser Epoche nachspüren und dabei auch die verschiedenen Begründungen ihres Epochecharakters problematisieren. Drei Arbeitsbereiche stehen dabei im Vordergrund: Der Begriff der décadence wird aus einer literaturhistorischen und literaturästhetischen Perspektive geschärft, der Begriff der belle époque aus einer sozialhistorischen sowie der Begriff des fin de siécle aus einer vorwiegend kulturkritischen. Als roter Faden des Seminars steht die Frage in Zentrum, inwiefern diese Epoche für das, was bis heute als spezifisch modern gilt, noch begründend ist und inwieweit sich Problemzusammenhänge dieser Epoche auch heute noch ausmachen lassen.

 

Melanie SEHGAL: Experimental Speculations/Speculative Experimentations # 7 mit David Lapoujade: “William and Henry James: Traversing Literature, Philosophy and Science”

Das gegenwärtige Interesse an einem neuen spekulativen Denken nimmt seinen Ausgang einerseits – innerhalb der Kulturwissenschaften – von einer Diagnose der Grenzen einer rein zeichen- und sprachtheoretisch orientierten Diskussion. Andererseits stellt es eine Reaktion auf die Herausforderung dar, die die gegenwärtigen politischen und ökologischen Umbruchssituationen an das Denken stellen, Herausforderungen, die Grundbegrifflichkeiten und –voraussetzungen modernen Denkens selbst – wie zentral die Natur / Kultur Differenz – in Frage stellen.

Ausgangspunkt der Reihe der Masterclasses ist die Vermutung, dass für die Probleme, die heute ‚zum Denken zwingen’, wissenschaftliche (d.h. kultur- wie naturwissenschaftliche) und künstlerische Zugänge zugleich notwendig sind. Für die Masterclasses werden daher Theoretiker/innen, Wissenschaftler/innen, Künstler/innen eingeladen, deren Arbeit an den Schnittpunkten von Wissenschaft – Kultur- wie Naturwissenschaften –, Theorie und Kunst situiert ist. Leitfaden bilden die Fragen nach dem Verhältnis von Experiment und Spekulation, nach den konkreten Verfahren sowie der Notwendigkeit spekulativen Denkens heute.

 

Rita ALDENHOFF-HÜBINGER: Soziale Bewegungen in Westeuropa, 1850 – 1920. Genossenschaften, Gewerkschaften und Parteien

„Assoziation" galt in der Mitte des 19. Jahrhunderts als entscheidendes Mittel zur Lösung der sog. "sozialen Frage". Nach 1850 wurden die utopischen Modelle der Frühsozialisten in pragmatische Programme übertragen. Genossenschaften (Produktivgenossenschaften, Konsumvereine, Kreditvereine) und Gewerkschaften (Gewerkvereine, trade-unions) gewannen an Bedeutung. Ihre Entwicklung und ihr jeweiliger Bezug zu den unterschiedlichen Parteien (konservativ, liberal, sozialistisch) in Deutschland, Frankreich und England soll unter Hinzuziehung ausgewählter zeitgenössischer und programmatischer Texte untersucht werden.